Eric Gauthier eröffnet die „Woche der Demenz 2023“ in Marbach
Das hat Marbach noch nicht gesehen. Eric Gauthier und einige seiner Tänzer der Gauthier Dance Company bilden den Auftakt zur „Woche der Demenz 2023“. Der Künstler kommt mit sechs seiner Tänzer am 16. September 2023 um 14.30 Uhr zur Veranstaltung „Voller Lebensfreude … trotzDEM!“ in die Marbacher Stadthalle. Im Tanzgepäck hat er jede Menge Bewegung für die Besucher. Veranstalter ist die Projektgruppe „Demenzfreundliche Stadt“ in Kooperation mit dem AWO Ortsverein Marbach – Bottwartal e.V.. Gemeinsam sorgen diese für ein buntes Programm.
Mit dabei am E-Piano ist auch der ehemalige Korrepetitor des Stuttgarter Balletts, George M. Bailey, der mit dem jungen Chor Foxes 4 C und Uli Staudenmaier der MAKS Musikakademie zum Mitsingen einlädt. Ein weiterer musikalischer Beitrag ist der Auftritt der Veeh®-Harfengruppe unter der Leitung von Melanie Bogisch. Journalistin und Bloggerin Peggy Elfmann liest aus ihrem Buch „Mamas Alzheimer und wir“ und den Briefen an ihre Mutter vor.
Was alle Künstler und Mitwirkenden, insbesondere die ehrenamtlich Aktiven, verbindet: Sie möchten das Thema „Demenz“ in die Öffentlichkeit tragen und ein wenig mehr Unbeschwertheit damit verbinden. „Wer mit dem Krankheitsbild schon Erfahrungen gemacht hat, weiß möglicherweise, dass sich Freunde oder Nachbarn ganz plötzlich zurückziehen.„ Häufig ist dies der Unsicherheit zuzuschreiben. „Für die Angehörigen demenziell Erkrankter ist es aber manchmal sehr schwer damit umzugehen“, wissen die beiden AWO-Vorstandsmitglieder Inès und Hans-Jürgen Stritter aus ihren persönlichen, langjährigen und täglichen Pflegeerfahrungen.
Eric Gauthier engagiert sich bereits seit Längerem für die Alzheimer-Forschung. Der gebürtige Kanadier und begnadete Tänzer bildet damit eine Brücke zu seinem Vater Prof. Serge Gauthier, der sich als Wissenschaftler der Alzheimer-Forschung einen Namen gemacht hat. Durch Bewegung, wie das Tanzen, und soziale Kontakte lässt sich einer Erkrankung, wie nachweislich belegt ist, vorbeugen. Aber auch an Demenz Erkrankte finden durch die Musik einen Zugang zu früheren Erinnerungen.
Mitmachen, Mitsingen und Miterleben ist an dem Nachmittag angesagt – egal ob als Interessierter, Angehöriger oder Erkrankter. Beim Demenz-Parcours der Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg können Nichtbetroffene erfahren und erfühlen, was an Demenz Erkrankte tagtäglich erleben. Der Parcours, der auf der Grundlage von Demenz-Symptomen entwickelt wurde, hilft dabei, Menschen mit Demenz besser zu verstehen und ihnen im Alltag verständnisvoller zu begegnen.
Im Foyer präsentieren sich an dem Nachmittag die Projektgruppe „Demenzfreundliche Stadt“, der AWO Ortsverein Marbach – Bottwartal e.V., die Caritas, die Diakoniestation Marbach sowie in Kooperation mit der AWO Demenz-Allianz Marbach – Bottwartal, die Alzheimer Gesellschaft Baden-Württemberg e.V. An den Ständen sind kostenfreie Materialien zum Krankheitsbild und Verlauf einer Demenzerkrankung erhältlich. Gerne helfen die Ansprechpartner bei Fragen rund um das Thema „Demenz“ weiter und geben Tipps zum Umgang mit Erkrankten. Thematisiert werden soll auch, wo es fachärztliche Unterstützung und Hilfsangebote für Patienten sowie Angehörige gibt. Eine vorherige Anmeldung zu der kostenfreien Veranstaltung ist nicht erforderlich.
Bereits seit Wochen werden seitens der Projektgruppe „Demenzfreundliche Stadt“ Kraniche gefaltet. Bei der von Monika Leber angestoßenen Aktion geht es darum, ein Zeichen gegen das Vergessen setzen und auf das Krankheitsbild „Demenz“ aufmerksam machen. Dank der Unterstützung zahlreicher Bürger, insbesondere Kinder, des Café Q, einer Postkarten-Aktion von Monika Schreiber der Galerie Wendelinskapelle sowie der Spende von Papier durch die Buchhandlung Taube wird das Ziel, bis zu der Veranstaltung tausend Kraniche zu falten, erreicht werden. Am 16. September sollen die Kraniche dann Flügel bekommen und an die Besucher verschenkt werden. Die Kraniche stehen im japanischen Brauchtum für ein glückliches und langes Leben. Empfohlen wird jedem Menschen, tausend Kraniche zu falten, um zu sich selbst und innerer Ruhe zu finden.
Ziel der „Woche der Demenz“ ist es, die Gesellschaft für das Krankheitsbild zu sensibilisieren. Mit zahlreichen Veranstaltungen im Landkreis Ludwigsburg und in ganz Deutschland soll damit Verständnis für die Betroffenen und pflegenden Angehörigen geschaffen werden. Menschen mit Demenz leben oftmals in einer ganz eigenen – für Außenstehende unverständlichen – Welt. Diese Welt kennt häufig nur noch die Reise in die Vergangenheit, die vom Abschied von sich selbst und seiner Umgebung bestimmt wird. Demenz ist nicht mehr ausschließlich eine Krankheit des hohen Alters. Es gibt belegbare Krankheitsverläufe bei Patienten mit einem Lebensalter von nur 45 Jahren und jünger. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung wird ferner davon ausgegangen, dass sich die Zahl der Erkrankten bis zum Jahr 2050 verdoppelt. Demnach könnten jede zweite Frau und jeder dritte Mann an Demenz erkranken. Bereits heute leben 1,6 Millionen Menschen in Deutschland mit einer demenziellen Erkrankung.